Mit weniger mehr zu erreichen in einem brandneuen Unternehmen mag wie der Kern der sogenannten Lean-Startup-Methodik klingen, aber dahinter steckt weitaus mehr.
In seinem wegweisenden Buch von 2011, The Lean Startup, beschrieb Eric Ries einen Prozess, der darauf abzielt, die Produkte und Dienstleistungen eines Startups schneller auf den Markt zu bringen – mit dem Schwerpunkt darauf, Kundenfeedback einzubeziehen und bei Bedarf rasch zu reagieren, möglicherweise sogar die ursprüngliche Idee komplett zu verwerfen.
Hier ist ein Blick auf die Lean-Startup-Methodik und wie sie eine Rolle beim Aufbau eines nachhaltigen Unternehmens spielen kann.
Was ist die Lean-Startup-Methodik?
Die Lean-Startup-Methodik konzentriert sich auf schnelle Iteration und Kundenfeedback in der Geschäftsentwicklung. Beginne damit, ein minimal funktionsfähiges Produkt (MVP) zu erstellen, um deine Ideen zu testen und Erkenntnisse zu sammeln. Dieser Ansatz reduziert Verschwendung und optimiert Ressourcen, wodurch sich deine Erfolgschancen basierend auf realen Daten erhöhen.
Viele dieser Konzepte sind bereits in etablierten Analysen und Forschungen aufgetaucht, einschließlich agiler Entwicklung, schlanker Fertigung und Kundenentwicklung.
Im Vergleich zu traditionellen Startup-Ansätzen können Lean-Startup-Praktiken aufstrebenden Unternehmen dabei helfen, ihr Produkt zu validieren und einen schlanken Geschäftsplan zu erstellen, bevor sie viele Ressourcen investieren und aufwendigere Geschäftspläne entwickeln.
Die 5 Grundprinzipien des Lean-Startup-Modells
- Unternehmer:innen sind überall
- Unternehmertum ist Management
- Validiertes Lernen
- Innovations-Buchhaltung
- Bauen-Messen-Lernen
Bevor es darum geht, wie der Lean-Startup-Prozess funktioniert, geht es um fünf Kernprinzipien, die Ries in der Lean-Methode verwendet:
1. Unternehmer:innen sind überall
Ein großer Teil der Folklore des Silicon Valley ist die Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär. Unternehmer:innen wie Apples Steve Jobs und Googles Larry Page und Sergey Brin gründeten ihre Unternehmen in Garagen und bauten sie zu internationalen Großkonzernen aus.
Aber das trifft auf die meisten Unternehmer:innen nicht zu, und viele Startups sind nicht einmal junge Tech-Unternehmen. In Wirklichkeit, so Ries, sind alle, die ein Unternehmen besitzten, ein:e Unternehmer:in: ein:e Musiker:in, ein:e Buchhalter:in, ein:e Softwareentwickler:in, ein:e E-Commerce-Geschäftsinhaber:in. Er geht sogar so weit zu sagen, dass er glaubt, „'Unternehmer:in' sollte als Berufsbezeichnung in allen modernen Unternehmen betrachtet werden" – anwendbar sogar auf Manager:innen neuer Produkte oder Initiativen in großen Unternehmen.
2. Unternehmertum ist Management
Ein Startup ist nicht nur ein Produkt oder eine Dienstleistung. Es ist eine menschliche Institution, die darauf ausgelegt ist, ein skalierbares Geschäftsmodell für langfristigen Markterfolg zu haben. Das Management muss spezialisiert und für diesen Zweck geeignet sein, einschließlich der Bereitschaft zu Experimenten und Richtungsänderungen.
3. Validiertes Lernen
Der Sinn eines Startups liegt nicht einfach in der Entwicklung von Produkten oder sogar im Dienst an Kundeninteressen. Vielmehr können sie Unternehmer:innen dabei helfen, ein erfolgreiches und nachhaltiges Unternehmen aufzubauen. Aber viele Unternehmer:innen tappen in die Falle, sich auf das zu verlassen, was Ries „Eitelkeitsmetriken" nennt, wie Seitenaufrufe oder Nachrichtenvolumen.
Stattdessen, um sicherzustellen, dass Metriken relevant und für das Lernen anwendbar sind, fordert er, dass Metriken den „drei As" folgen, die er in einem englischsprachigen Harvard Business Review-Artikel detailliert beschrieb:
- Actionable (Umsetzbar). Metriken sollten zeigen, dass Ursache und Wirkung real und nicht zufällig waren und repliziert werden können.
- Accessible (Zugänglich). Sie können von allen im Unternehmen gelesen und verstanden werden.
- Auditable (Überprüfbar). Die Daten können verifiziert werden und sind glaubwürdig. Dies ermöglicht es dem Startup, grundlegende Geschäftshypothesen zu testen und sich der Ergebnisse sicher zu sein.
4. Innovations-Buchhaltung
Ries empfiehlt die Erstellung von drei Dashboards, die Daten klar darstellen, um den Fortschritt zu verfolgen. Das erste zeigt kundenfokussierte Daten, einschließlich des Prozentsatzes negativer versus positiver Bewertungen, der Anzahl bestehender Kund:innen, die das Unternehmen in dieser Woche kontaktiert haben, und mehr. Das zweite sind „Vertrauenssprung"-Annahmen, um zu bewerten, ob das Produkt zu einem Marktbedürfnis passt und nachhaltig wachsen kann. Das dritte ist die Bestimmung des Nettobarwerts (NPV) von Produkten und Dienstleistungen.
5. Bauen-Messen-Lernen
Eines der wichtigsten Lean-Startup-Prinzipien ist die Bauen-Messen-Lernen-Feedbackschleife, die viele der Lean-Prinzipien kombiniert. In dieser Schleife bestimmt das Startup zunächst das Problem, das gelöst werden muss, und entwickelt als Antwort ein minimal funktionsfähiges Produkt (MVP) (Link auf Englisch). Dann konzentrieren sich die Manager:innen des Unternehmens darauf, so viel wie möglich so schnell wie möglich zu lernen, indem sie angemessene Metriken messen, Kundenfeedback einholen, experimentieren und das Produkt oder Geschäftsmodell nach Bedarf ändern.
4 Phasen des Lean-Startup-Modells
Der Lean-Ansatz prägt die gesamten Produktentwicklungs- und Geschäftsentwicklungszyklen eines Startups.
1. Business Model Canvas
Stelle dir das als visuelle Darstellung der Bausteine vor – es gibt neun davon – für die Erstellung oder Neugestaltung eines Unternehmens. In dieser Phase analysierst du die Bausteine, denkst darüber nach, wie die Teile zu deiner Geschäftsidee passen, und entwickelst dann Annahmen zu jedem. Die neun Teile sind Kundensegmente, Wertversprechen, Einnahmequellen, Kanäle, Kundenbeziehungen, Schlüsselaktivitäten, Schlüsselressourcen, Schlüsselpartner:innen und Kostenstruktur.
2. Hypothesen formulieren
Als Nächstes entwickelst und kategorisierst du einige Hypothesen in drei Kategorien: Erwünschtheit, Durchführbarkeit und Machbarkeit. Diese werden Bewertungen der Stärke deiner Hypothesen sein. Am wichtigsten ist die Erwünschtheit deiner Geschäftsidee. Ein Hypothesenbeispiel für diese Kategorie ist „Studierende werden sich für unser Produkt interessieren." Die zweite Kategorie ist Durchführbarkeit, oder „Studierende werden bereit sein, X € pro Monat zu zahlen." Die dritte Kategorie ist Machbarkeit, wie „Wir können X Anzahl von Produkten bis zum X Datum bauen."
3. Minimal funktionsfähiges Produkt
Das Ziel hier ist es, eine funktionierende Grundversion des Produkts oder eine Version zu erstellen, die eine neue Funktion beinhaltet, weil es dir ermöglicht, so schnell wie möglich auf den Markt zu kommen und mit dem Sammeln von Kundenfeedback und Daten zu beginnen. Obwohl du vielleicht viele Funktionen im Kopf hast, reduziert das MVP alles auf zwei Schlüsselfragen: Was ist das Kernwertversprechen für meine Kund:innen, und was ist das Minimum, was wir tun müssen, um diesen Wert zu liefern?
4. Lernen
Sobald das MVP gestartet ist, kannst du beginnen, Kundenfeedback durch Umfragen und Fokusgruppen zu sammeln und Metriken zu analysieren, die den drei As folgen (umsetzbar, zugänglich, überprüfbar).
Das Feedback kann dir zeigen, ob deine anfänglichen Hypothesen richtig waren oder ob du das Produkt ändern solltest, ob dein aktuelles Einnahmemodell funktioniert oder ob ein anderes Einnahmemodell, wie gestaffelte Abo-Pläne, für deine Kund:innen attraktiver wäre. Mit diesen Informationen beginnst du den Bauen-Messen-Lernen-Zyklus von vorne und iterierst – wiederholst nach Bedarf. Und wenn diese anfänglichen Annahmen falsch waren oder das Feedback nach neuen Iterationen schlechter ist, musst du möglicherweise in eine andere Richtung schwenken.
FAQ zum Lean-Startup-Modell
Wie unterscheidet sich das Lean-Startup-Modell von traditionellen Ansätzen?
Lean-Startups versuchen, Risiken zu reduzieren, indem sie Geschäftsideen und Annahmen früh testen und sich auf schnelle Iteration durch eine Bauen-Messen-Lernen-Schleife konzentrieren. Traditionelle Unternehmen haben normalerweise längere Entwicklungsprozesse, die oft größere Vorabinvestitionen beinhalten, bevor die Marktnachfrage bewertet wird. Lean-Startups ermutigen zu Richtungsänderungen basierend auf Kundenfeedback, während traditionelle Ansätze oft hartnäckiger am ursprünglichen Plan festhalten.
Was sind die Hauptmerkmale eines Lean-Startups?
Lean-Startups betonen im Allgemeinen iterative Produktentwicklung, datengesteuerte Entscheidungen, direktes Kundenfeedback, Experimentieren und Lernen sowie die Bereitschaft, von einem ursprünglichen Plan oder einer Idee abzuweichen.
Woher kommt die Lean-Startup-Methodik?
Die Methodik und der Name stammen aus Eric Ries' Buch von 2011, The Lean Startup. Einige der Kern-Lean-Konzepte haben jedoch ihre Wurzeln in bereits etablierten Praktiken wie agiler Entwicklung, schlanker Fertigung und Kundenentwicklung, unter anderem.
Was sind einige Vorteile der Verwendung der Lean-Startup-Methodik?
Diese Methode kann potenziell Risiken reduzieren, indem Geschäftsideen früh validiert werden, Produkte schneller auf den Markt gebracht werden, Kosten durch den Start mit einem minimal funktionsfähigen Produkt gesenkt werden und die Bedürfnisse der Kund:innen besser erfüllt werden, indem aktiv Feedback eingeholt wird – alles Praktiken, die die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöhen.





