Ein Brettspiel zu entwickeln ist ein kreativer Prozess, der Strategie, Design und viel Geduld erfordert. Ob du eine spontane Idee hast oder gezielt ein neues Spielkonzept ausarbeiten willst, mit der richtigen Vorgehensweise lässt sich aus einer Idee ein marktreifes Produkt machen.
Im Folgenden erfährst du, wie du dein Spiel von der ersten Idee über Prototypen bis hin zur Veröffentlichung planst inklusive Tipps zur Vermarktung und Produktion.
Schritt für Schritt ein eigenes Brettspiel entwickeln
- Idee und Zielgruppe definieren
- Spielmechanik und Spielregeln entwickeln
- Prototyp erstellen
- Spiel testen und Feedback einholen
- Budget, Materialien und Kosten planen
- Produktion planen
- Design und Grafik finalisieren
- Spiel vermarkten
Inhaltsverzeichnis
Wie du ein eigenes Brettspiel entwickelst: Eine Anleitung
Ein Brettspiel entsteht nicht über Nacht. Von der ersten Idee bis zur Umsetzung vergeht in der Spielentwicklung einige Zeit. Im Folgenden zeigen wir dir Schritt für Schritt wie du ein Brettspiel entwickeln mit Konzept kannst. Damit bist du gut gerüstet für deine erste Kreation!
1. Idee und Zielgruppe definieren
Jedes erfolgreiche Brettspiel beginnt mit einer klaren Idee. Diese kann aus der Begeisterung für Brettspiele oder deinen persönlichen Interessen entstehen. Überlege dir zuerst, welche Art von Spielerlebnis du schaffen möchtest. Soll das Spiel strategisch, kooperativ, familienfreundlich oder humorvoll sein?
Frage dich außerdem:
- Für wen ist das Spiel gedacht (z. B. Familien, Vielspieler:innen, Kinder)?
- Was ist das Ziel des Spiels?
- Wie lange soll eine Runde dauern?
- Wie viele Personen sollen mitspielen können?
- Wann ist das Spiel zu Ende?
Eine gute Idee allein reicht nicht – sie muss zu deiner Zielgruppe passen. Wenn du z. B. Familien ansprechen willst, sollte das Spiel leicht verständlich und schnell spielbar sein. Strategiefans hingegen lieben komplexe Regeln und taktische Tiefe.
Achte außerdem darauf, dass du Trends und ähnliche Spiele recherchierst. Eine Wettbewerbsanalyse hilft, die Einzigartigkeit der Spielidee zu bestätigen.
2. Spielmechanik und Regeln entwickeln
Nachdem deine Spielidee klar ist, geht es darum, das erste Regelwerk zu definieren. Die Spielmechanik ist das Herz deines Spiels. Sie definiert, wie Spieler:innen miteinander interagieren.
Häufige Mechaniken sind zum Beispiel:
- Würfeln und Ziehen (z. B. Mensch ärgere dich nicht)
- Deck-Building (z. B. Dominion)
- Worker-Placement (z. B. Agricola)
- Kooperative Spiele (z. B. Pandemic)
Notiere zunächst alle Ideen, die du spannend findest. Kombiniere Elemente, aber achte darauf, dass das Spiel nicht überladen wirkt. Erstelle grundlegende Regeln, um zu definieren, wie sich Spieler:innen bewegen und was sie tun können. Die Regeln sollten klar, logisch und reproduzierbar sein. Eine gute Regelstruktur macht das Spiel zugänglich und reduziert Missverständnisse im späteren Test. Achte zu Beginn darauf, das Spiel nicht zu verkomplizieren. Gehe am besten Schritt für Schritt vor. Beginne mit einfachen Spielregeln und erweitere das Spiel nach und nach, um ein ausgewogenes und spannendes Konzept zu erstellen.
3. Prototyp erstellen
Baue einen Prototyp, sobald das Grundprinzip des Spiels klar ist. Dafür brauchst du keine teuren Materialien. Du kannst einen ersten Prototyp mit Papier und Stiften basteln, um die Idee zu visualisieren. So stellst du sicher, dass dein Konzept schnell zu testen und anzupassen ist.
Achte darauf, dass dein Prototyp:
- alle wesentlichen Elemente (z. B. Spielplan, Karten, Figuren etc.) des Spiels enthält,
- leicht veränderbar bleibt (z. B. per Post-its oder Klebezetteln),
- auch für Außenstehende verständlich ist.
Es ist normal, dass die erste Version nicht ausbalanciert wirkt. Wichtig ist, dass du zügig ins Testen kommst.
4. Spiel testen und Feedback einholen
Das Testen (auch Playtesting genannt) ist der wichtigste Schritt im Entwicklungsprozess. Über das Testspielen werden wertvolle Erkenntnisse über die Verständlichkeit und Umsetzbarkeit der Regeln gesammelt. Beginne mit eigenen Tests, um grobe Fehler in Mechanik oder Spielfluss zu erkennen. Spiele das Spiel selbst, um die verschiedenen Perspektiven aller Spieler:innen kennenzulernen. Danach folgt das externe Testen mit Personen, die dein Spiel nicht kennen.
Achte bei Tests auf:
- Dauer der Spielrunden (zu lang oder zu kurz?)
- Verständnis der Regeln ohne Erklärung
- Spielbalance (gibt es dominante Strategien?)
- Spielspaß und Wiederspielwert
Testspiele sollten möglichst oft und in unterschiedlichen Gruppen gespielt werden, um alle Perspektiven zu testen. Notiere dir alle Rückmeldungen. Selbst kleine Details können entscheidend sein. Die Regeln des Spiels müssen basierend auf Test-Feedback überarbeitet werden. Achte dabei auf klare Formulierungen. Passe Spielmechaniken an, entferne unnötige Elemente und ergänze neue Ideen. Dieser Prozess wiederholt sich so lange, bis das Spiel stimmig ist. Die Dauer variiert stark – je nach Erfahrung, Thema und Komplexität kann die Überarbeitungsphase von wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten dauern. Gute Spiele durchlaufen oft Dutzende Testläufe, bevor sie marktreif sind.
5. Budget, Materialien und Kosten planen
Plane die wirtschaftliche Seite deines Spiels frühzeitig. Es ist wichtig, das Budget grob zu planen, bevor man mit der tatsächlichen Herstellung beginnt. Entscheide, welche Materialien du nutzt und wie aufwendig die Produktion sein soll. Die Materialien und das Budget müssen an die Zielgruppe angepasst werden.
Ein erstes Gefühl für die Budgetierung erhältst du, in dem du ähnliche Spiele und deren Verkaufspreise am Markt vergleichst. Mit einer Rückwärtskalkulation kannst du beispielsweise ausgehend von einem Ziel-Verkaufspreis deine weiteren Kostenrahmen bestimmen. Die Budgetierung für die Herstellung eines Spiels sollte alle Kosten berücksichtigen – von Material über Grafik- und Designkosten bis hin zu Vertrieb und Vermarktung.
Lege anschließend dein Budget fest und überlege, wie du die Finanzierung gestaltest. Du kannst das Projekt selbst finanzieren oder über Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter Unterstützer:innen gewinnen. Crowdfunding ist eine beliebte Möglichkeit zur Finanzierung von Brettspielen. Achte auf eine überzeugende Präsentation, um Investor:innen zu gewinnen. So reduzierst du dein Risiko und kannst gleichzeitig testen, wie gut dein Spiel bei potenziellen Käufer:innen ankommt.
6. Produktion planen
Sobald Spielmechanik, Budget und Tests abgeschlossen sind, steht die Frage der Produktion an. Du kannst dein Spiel entweder im Eigenverlag veröffentlichen oder einen Verlag suchen. Spieleverlage nehmen viele Spieleideen zur Prüfung entgegen. Allerdings ist die Anzahl der angenommenen Spieleideen durch Verlage sehr gering. Wenn du selbst produzierst, informiere dich über Druckereien und Brettspielhersteller (z. B. Ludofact oder Spieltz). Kalkuliere dabei Stückkosten, Verpackung, Transport und eventuelle Zertifizierungen.
| Eigenproduktion | Verlagsproduktion |
|
Volle Kontrolle über Inhalt und Design Hohes Risiko und hohe Vorfinanzierung |
Verlag übernimmt Herstellung, Vertrieb und Marketing Lizenzgebühr oder Umsatzbeteiligung Geringerer Einfluss auf das Endprodukt |
Egal wie du dich entscheidest: Bevor du dein Spiel finalisierst, stimme dich unbedingt mit einem Hersteller bzw. einer Herstellerin ab. Besprich Maße, Materialien, Kartenanzahl und Spielfiguren, bevor du das Design festlegst. Viele Produktionsfirmen arbeiten mit Standardformaten – nutzt du Sondergrößen, können die Kosten stark steigen. Lass dir daher frühzeitig die Druckvorgaben geben und passe dein Material daran an, um unnötige Ausgaben zu vermeiden.
Plane anschließend die Produktion gemeinsam mit dem Hersteller bzw. der Herstellerin. Wähle eine Auflagenhöhe, die dein Budget und deinen Absatzmöglichkeiten entspricht.
7. Design und Grafik finalisieren
Hast du ausreichend getestet und Feedback gesammelt, ein Budget für dein Spiel festgelegt und über die Produktionswege nachgedacht, kannst du dich nun um die weitere Ausgestaltung kümmern. Ein funktionierendes Spiel braucht nun ein visuelles Konzept. Das Design sollte visuell ansprechend sein, um Spieler:innen zu gewinnen, Stimmung transportieren und das Spielerlebnis unterstützen.
Achte auf:
- Farbharmonie und Kontrast: Farben helfen bei der Orientierung auf dem Spielbrett.
- Typografie: Gut lesbare Schriften sind essenziell, besonders bei Karten.
- Thema und Atmosphäre: Das Design sollte die Geschichte oder das Setting des Spiels widerspiegeln.
Wenn du keine eigenen Grafikkenntnisse hast, kannst du Designer:innen über Plattformen wie Behance oder Fiverr beauftragen. Wichtig ist, dass alle Elemente professionell wirken, denn der erste Eindruck zählt.
8. Vermarktung und Vertrieb
Die besten Spiele bleiben unbekannt, wenn sie niemand sieht. Deshalb gehört zur Entwicklung auch ein Marketingkonzept. Typische Wege sind:
- Crowdfunding (z. B. über Kickstarter oder Startnext)
- Messen wie die SPIEL Essen oder lokale Spieleveranstaltungen
- Kooperation mit Brettspiel-Influencern
- Onlineshop über Shopify oder den eigenen Webauftritt
Wenn du dein Spiel über einen eigenen Shopify-Store verkaufst, kannst du direkt an Kund:innen liefern und den gesamten Prozess – von Lager bis Versand – selbst steuern. Mit Shopify-Apps lassen sich auch Vorbestellungen oder limitierte Editionen einfach umsetzen. Wenn du neu startest, lohnt sich der Aufbau einer Community – zum Beispiel über Brettspielgruppen oder Messen, um dein Spiel sichtbar zu machen und Käufer:innen zu gewinnen.
Brettspiel entwickeln: Rechtliche Aspekte und Schutz
Informiere dich frühzeitig über die rechtlichen Anforderungen, um spätere Konflikte zu vermeiden. Bevor du dein Spiel veröffentlichst, prüfe z. B. folgende rechtliche Punkte:
- Urheberrecht und Markenschutz (Spielname, Illustrationen, Logos)
- Lizenzverträge, falls du mit Verlagen oder Illustrator:innen arbeitest
- CE-Kennzeichnung, wenn das Spiel in der EU verkauft wird
Neben Urheberrecht, Markenanmeldung und CE-Kennzeichnung gibt es weitere rechtliche Aspekte, die du beim Entwickeln und Vermarkten deines Brettspiels beachten solltest. Wenn du mit externen Partner:innen wie Illustrator:innen, Texter:innen oder Designer:innen arbeitest, regle vertraglich, wem die Nutzungsrechte an Grafiken, Texten und Konzepten gehören. So stellst du sicher, dass du dein Spiel später ohne Einschränkungen veröffentlichen und vertreiben darfst.
Achte auch auf Vertraulichkeit, besonders wenn du deine Idee Verlagen oder Testgruppen vorstellst. Eine Verschwiegenheitsvereinbarung (NDA) kann verhindern, dass deine Spielidee ohne deine Zustimmung weitergegeben oder kopiert wird.
Wenn du dein Spiel online oder über einen eigenen Shop verkaufst, musst du außerdem rechtliche Anforderungen an den Onlinehandel erfüllen – etwa Impressumspflicht, Datenschutzerklärung und Widerrufsrecht. Bei internationalen Verkäufen und Lieferungen gelten zusätzlich steuerliche und zollrechtliche Bestimmungen, die du vorab prüfen solltest.
Überlege schließlich, ob du dein Spiel in bestimmten Märkten registrieren oder prüfen lassen musst – zum Beispiel durch Produktsicherheitsprüfungen für Kinderspiele. Eine sorgfältige rechtliche Vorbereitung schützt nicht nur deine Idee, sondern schafft auch Vertrauen bei Verlagen, Käufer:innen und Vertriebspartner:innen.
Fazit
Ein Brettspiel zu entwickeln ist ein spannendes Abenteuer zwischen Kreativität und Organisation. Von der ersten Idee über unzählige Tests bis hin zur Vermarktung erfordert jeder Schritt Zeit, Feedback und Ausdauer. Wenn du konsequent an deinem Konzept arbeitest und offen für Verbesserungen bleibst, kann aus deiner Idee ein Spiel entstehen, das andere begeistert. Und vielleicht ist sogar das nächste große Highlight im Regal von Spielefans dabei.





