Du hast eine großartige Idee für ein brandneues Produkt. Bevor du jedoch mit der Fertigung beginnst, benötigst du einen Prototyp – die erste, unveröffentlichte Version deines Produkts.
Es mag verlockend sein, die Prototyping-Phase zu überspringen und direkt mit dem Verkauf zu beginnen. Einen Prototyp zu erstellen, spart jedoch meist langfristig Zeit und Geld. Du beseitigst Produktionsprobleme, verstehst die genauen Kosten und behebst Fehler, bevor deine Kund:innen das Produkt zu Gesicht bekommen.
Du weißt nicht, wie du die erste physische Version deines Produkts erstellen sollst? Dieser Leitfaden erklärt den Prototyp-Entwicklungsprozess, damit du selbstbewusst in die Massenproduktion starten kannst.
Was ist ein Prototyp?
Ein Prototyp ist eine frühe, unveröffentlichte Version deines Produkts. Unternehmer:innen erstellen Prototypen, um zu sehen, wie das fertige Produkt aussehen würde, Schwächen zu identifizieren und Feedback von ihrer Zielgruppe zu sammeln, bevor sie in die Massenproduktion investieren.
Du kannst zwei Arten von Prototypen erstellen:
1. Visuelle Prototypen, auch virtuelle Prototypen genannt, zeigen, wie dein Produkt aussehen wird.
2. Funktionale Prototypen, auch Funktionsmodelle genannt, zeigen, wie dein Produkt funktionieren wird.
Laut Tim Ferriss (Website auf Englisch), Autor von „Die 4-Stunden-Woche“ „Du brauchst nicht immer beide. Du musst den Zweck deines Prototyps verstehen. Ist er dazu da, die Fertigung zu bewerten? Um ihn an Kund:innen zu verkaufen? Um ihn zu testen oder auf Kickstarter zu verkaufen? Du musst dein Ziel kennen und es zuerst im Kopf haben.“
Warum benötigst du einen Prototyp?
Prototyping mag unnötig erscheinen, aber einfache Prototypen vor der Massenproduktion zu erstellen, kann dir Zeit, Geld und Fehler ersparen. So geht’s:
Identifiziere versteckte Probleme
Bei der Entwicklung eines neuen Produkts funktioniert unweigerlich etwas nicht wie erwartet. Ein Prototyp hilft dir, deine Idee zu iterieren – oder zu wissen, wann du umschwenken solltest.
Das Team hinter Heyday Canning Co. (Website auf Englisch) träumte davon, eine Chili-Crisp-Knödel-Suppe zu kreieren. Das Prototyping zeigte jedoch, dass der Konservierungsprozess die Knödel zerstörte. Obwohl Heyday überlegte, das Produkt als „Kaputte-Knödel-Suppe“ zu vermarkten, konzentrierten sie sich letztlich auf andere Rezepte, die besser zum Konservieren geeignet waren.
Feedback von Kund:innen erhalten
Prototyping ermöglicht es dir, frühes Feedback von deiner Zielgruppe zu sammeln und ein Produkt zu schaffen, das ihre Wünsche und Bedürfnisse erfüllt.
Ann McFerran, Gründerin von Glamnetic, teilt Prototypen mit Freund:innen, um Reaktionen zu bekommen. „Meine Freund:innen begleiten mich während des Test-Prozesses“, sagt sie im englischsprachigen Shopify Masters Podcast. „Sei neugierig und vertraue nicht nur auf deine eigene Meinung – denn du könntest in eine bestimmte Richtung voreingenommen sein oder nicht alle Blickwinkel berücksichtigen.“
Als Ann das Produkt basierend auf Feedback anpasste, wuchs die Begeisterung. „Als wir beim finalen Prototypen angelangt waren, konnte ich das Produkt jemandem in die Hand geben und die Begeisterung förmlich spüren. Als Rückmeldung bekam ich zu hören, dass es das verrückteste Beauty-Produkt sei, das die Person je ausprobiert hatte“, fügt sie hinzu. „Das hat mich angespornt und viel selbstbewusster bezüglich meines eigenen Produkts gemacht.“
Geschäftsrisiko reduzieren und Investitionen sichern
Es ist riskant, Tausende in die Fertigung eines Produkts zu investieren, das du nicht getestet hast. Prototyping hilft dir, die Nachfrage zu bewerten – und du brauchst nicht einmal ein physisches Produkt.
Als Investor:innen unsicher waren, ob Kund:innen tatsächlich Hearth Display (Website auf Englisch) kaufen würden – ein digitales Whiteboard zur Organisation des Familienlebens –, nutzten die Gründer:innen einen visuellen Prototyp, um ihre Argumente zu untermauern. Susie Harrison, eine der Mitgründerinnen von Hearth, erklärt in einer Episode des englischsprachigen Podcasts Shopify Masters: „Wir begannen damit, Familien buchstäblich nur Designs der tatsächlichen Produktdesigns der Software-Features zu zeigen – nicht einmal eine vollständig ausgereifte, entwickelte Software-Erfahrung, sondern nur einen gestalteten Figma-Bildschirm davon, wie Hearth aussehen könnte.“
Wie du Prototypen anfertigst
- Schütze dein geistiges Eigentum (IP)
- Erstelle einen virtuellen Produktprototyp
- Baue deinen ersten physischen Prototyp
- Beginne die Zusammenarbeit mit Hersteller:innen
- Verbessere deinen Prototyp
- Hole Feedback ein
- Starte mit einem minimal funktionsfähigen Produkt (MVP)
Einen Prototyp zu erstellen kann Zeit dauern, aber es ist ein wertvoller Schritt in der Produktentwicklung. Hier sind die Schritte zur Erstellung deines Prototyps:
1. Schütze dein geistiges Eigentum (IP)
Es besteht die Gefahr, dass Lieferant:innen deine Produktidee stehlen – es sei denn, du hast rechtliche Schritte zu ihrem Schutz unternommen. Gesetze zum geistigen Eigentum können helfen, dein Design und deine Erfindungen zu schützen.
Cassidy Caulk, Gründerin von Kindred Label, sicherte sich Patente, bevor sie die weltweit erste Luxus-Faltsandale auf den Markt brachte. „Du kannst die beste Idee der Welt haben, aber wenn Leute sie dann kopieren, bist du in Schwierigkeiten. Das Einzige, was du im Vorfeld tun kannst, ist, zu versuchen, dich zu schützen“, teilt sie in einer Episode vom englischsprachigen Podcast Shopify Masters mit.
Eines von drei Patenten, die Cassidy Caulk vor dem Start von Kindred Label anmeldete. Quelle: Google Patents
Arbeite mit IP-Anwält:innen zusammen, um dein Design als Marke zu registrieren und durch Patente (Artikel auf Englisch) zu schützen. Das umfasst normalerweise die Einreichung einer vorläufigen Patentanmeldung, die Dokumentation des Nachweises, dass du das Produkt erstellt hast, und dessen Unterzeichnung und Datierung vor Beginn des Prototyping-Prozesses.
2. Erstelle einen virtuellen Produktprototyp
Nach dem Schutz deines Prototyp-Designs ist der nächste Schritt, deine Produktidee zu visualisieren. Ein digitaler oder skizzierter Prototyp hilft zu klären, was in deinem visuellen Prototyping-Brief enthalten sein sollte (und was nicht).
Der einfachste Weg, einen digitalen Prototyp zu erstellen, ist mit Stift und Papier. Skizziere die Kernfunktionen, Funktionalität und mögliche Materialien deines Produkts. Du kannst auch visuelle Prototyping-Software wie Figma oder Vectr verwenden oder KI-unterstützte Plattformen wie Uizard oder Framer, obwohl diese mehr Zeit zum Erlernen benötigen könnten.
3. Baue deinen ersten physischen Prototyp
Sobald du ein visuelles Konzept entwickelt hast, ist der nächste Schritt der Bau einer physischen Version deines Produktprototyps. Es gibt drei Wege, dies zu tun.
Erstelle einen DIY-Prototyp
Verwende Rohmaterialien, um den Prototyp selbst zu bauen. Das könnte bedeuten, mit günstigen Materialien wie Papier, Karton oder Plastik zu arbeiten.
Um ihren ersten Faltschuh-Prototyp zu erstellen, arbeitete Cassidy mit einer günstigen Sandale, die sie online fand. „Ich bestellte ein Paar Sandalen bei Amazon und begann einfach, sie mit einem Brotmesser zu zersägen“, sagt sie. „Von da an ging ich zu Michael's, holte verschiedene Bastelmaterialien und begann, diesen ersten Prototyp zu bauen, um eine Visualisierung zu schaffen.“
Vorteile von DIY-Prototypen:
- Niedrigere Kosten – keine Outsourcing-Gebühren
- Geringeres Risiko, dass ein:e Drittanbieter:in deine Produktidee stiehlt
- Einfach mehrfach zu testen und zu überarbeiten
- Hilft dir, die Konstruktion deines Produkts zu verstehen
„Hätte ich nicht selbst Muster erstellt, hätte ich unmöglich die technische Seite unseres Konzepts an die Fertigungsseite übertragen können“, sagt Cassidy.
Nachteile von DIY-Prototypen:
- Erfordert praktische Fähigkeiten und Zeit zum Aufbau von Grund auf
- Rohmaterialien können in kleinen Mengen teuer sein
- Der iterative Prozess kann ohne externe Hilfe langsam sein
Finde eine:n externe:n Prototyping-Anbieter:in oder Ingenieur:in
Finde professionelle Prototyp-Ersteller:innen, wenn du nicht den DIY-Weg gehen möchtest – oder wenn du die Grenzen dessen erreicht hast, was du selbst tun kannst. Nachdem sie eine unbrauchbare Probe von einem Hersteller:innen erhalten hatte, erkannte Cassidy, dass sie einen besseren Prototyp benötigte, bevor sie weitermachen konnte.
Cassidy arbeitete mit einem Ingenieurbüro zusammen, um den Faltmechanismus hinter Kindred Labels Sandalen zu entwerfen. Es kostete mehr und dauerte länger als erwartet, aber das Endergebnis war ein funktionierender Prototyp, bereit für Schuhhersteller:innen.
Vorteile der Prototyp-Auslagerung:
- Expertise von etablierten Prototyp-Unternehmen oder Ingenieur:innen
- Erstellt genauere, testbereite Arbeitsprototypen
Nachteile der Prototyp-Auslagerung:
- Kann teuer sein
- Schwieriger, eine:n vertrauenswürdige:n Prototyp-Designer:in zu finden
- Risiko von IP-Diebstahl ohne Geheimhaltungsvereinbarung
Probiere 3D-Druck aus
Verwende einen 3D-Drucker, um eine physische Version deines computergestützten Designs (CAD) zu erstellen. Dieser Rapid-Prototyping-Prozess nutzt günstige Materialien – wie Plastik, Gummi oder Nylon –, um Modelle deiner Erfindung zu erstellen.
Einige 3D-Druckereien bieten auch KI-basierte Design-Optimierungen an, um die Entwicklung zu beschleunigen oder Verschwendung beim Rapid Prototyping zu reduzieren.
Vorteile von 3D-Prototyping:
- Kosteneffektiv, wenn du Zugang zu einem 3D-Drucker hast
- Schnelle Bearbeitungszeit und einfach zu iterieren
Nachteile von 3D-Prototyping:
- Begrenzte Materialtypen und Produktgrößen
- Erfordert CAD-Kenntnisse, Computer-Software und Industrieausrüstung
- Du benötigst Zugang zu einem 3D-Drucker oder teurer CNC-Bearbeitungstechnologie
- Nicht geeignet für funktionale Elektronik (wie eine Digitalkamera)
4. Beginne die Zusammenarbeit mit Hersteller:innen
Einer der herausforderndsten Schritte des Prototyping-Prozesses ist es, die:den richtige:n Hersteller:in zu finden, um deinen frühen Prototyp zum Leben zu erwecken.
Tim Ferriss rät: „Besuche eine Messe, die der Branche gewidmet ist, in die du einsteigen möchtest, denn du wirst alle seriösesten Vertriebspartner:innen und Hersteller:innen bei dieser einen Veranstaltung sehen.
„Sobald du mehrere Hersteller:innen gefunden hast, sende einen Vorschlag an alle und lass sie wissen, dass du mehrere Vorschläge versendest. Die Chancen stehen gut, dass du sie nicht beeindrucken wirst, wenn du ein begrenztes Budget für einen ersten Fertigungslauf hast.“
Cassidy Caulk befragte fünf verschiedene Fabriken, um den perfekten Match für Kindred Label zu finden. „Für einige von ihnen war das Konzept etwas abwegig“, sagt sie. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie einen technischen Prototyp ihrer Faltsandale, aber sie benötigte noch die richtige Fabrik, um daraus einen funktionierenden Schuh zu machen. Sie entschied sich schließlich für ein kleines, familiengeführtes Unternehmen in Portugal, das von der Herausforderung begeistert war.
5. Verbessere deinen Prototyp
Sobald du mit Hersteller:innen arbeitest, erwarte mehrere Produktiterationen. Deshalb rät Tim Ferris, kleine Chargen zu bestellen – auch wenn die Stückkosten höher sind.
„Wenn du etwas am Produkt ändern möchtest – was fast immer passiert –, oder du feststellst, dass ein Defekt vorliegt, Kunden bestimmte Features nicht gefallen, oder du etwas auf dem Etikett ausgelassen hast, musst du die Fähigkeit oder das Wissen dazu haben, wie du die Änderung umsetzen kannst, ohne tausende Einheiten entsorgen zu müssen“, sagt Tim.
Viele Unternehmer:innen beginnen beispielsweise mit Prototyp-Materialien, die günstiger oder zugänglicher sind als ihre finalen Produktionsmaterialien. Das ist in Ordnung – stelle nur sicher, dass du mindestens einen Prototyp mit dem echten Material testest.
„Unsere ersten Musterprototypen wurden aus einem Acetat hergestellt, das eine etwas andere Formel hatte, als das endgültige Produkt“, sagt Charlotte Dickinson, Gründerin von Minus Eyewear (Website auf Englisch). „Als einige unserer Musterdetails in unser tatsächliches Acetat-Material gefräst wurden, war es etwas spröder, was winzige Unvollkommenheiten und Konsistenzprobleme verursachte.“
6. Hole Feedback ein
Während du deinen Prototyp verbesserst, sammle Feedback von deiner Zielgruppe. Sie können dir helfen zu verstehen, was für sie funktioniert und was nicht, und welche Features am wichtigsten sind. Sie können auch verschiedene Perspektiven bieten, die du nicht bedacht hattest.
Identifiziere deine Zielgruppe durch:
- Durchführung von Fokusgruppen vor Ort
- Recherchieren der Kundenbasis oder Social-Media-Follower:innen von Konkurrent:innen
- Starten eines Aufrufs für Beta-Tester:innen in relevanten Communitys
- Befragung bestehender Kund:innen, wenn du bereits online verkaufst
Stelle Fragen wie:
- Würdest du dieses Produkt kaufen?
- Was würdest du ändern oder verändern?
- Wie viel würdest du bezahlen?
Nutze die Antworten, um deinen nächsten Prototyp zu verbessern.
Varun Sharma, Mitgründer und CMO von Laumière Gourmet Fruits (Website auf Englisch), sagt: „Ich glaube, dass alles Feedback, das du bekommst, mit Vorsicht genossen und auf die Auswirkungen auf die gesamte Kundenbasis analysiert werden sollte. Sobald wir Feedback besser kanalisieren konnten, wurde der Prozess selbst einfacher.
„Menschen freuen sich wirklich, nach ihrem Feedback gefragt zu werden. Es hilft, eine starke Beziehung zu ihnen aufzubauen, und sie geben Feedback, das den Prototyping-Prozess so sehr erleichtert.“
7. Starte mit einem minimal funktionsfähigen Produkt (MVP)
Nicht jedes neue Produkt muss perfekt sein, bevor du mit dem Verkauf beginnst. Ein minimal funktionsfähiges Produkt (MVP) ist eine vereinfachte, aber funktionale Version, die du für frühe Produktvalidierung auf den Markt bringst.
Sobald dein Prototyp das MVP-Stadium erreicht, erwäge, einen Onlineshop zu erstellen, um Bestellungen von Early Adopter:innen zu sammeln. Mit einer E-Commerce-Plattform wie Shopify kannst du schnell eine Online-Storefront erstellen und deine Produkte bewerben. Schon wenige Verkäufe können die Produktnachfrage bestätigen, bevor du in die Massenproduktion investierst.
Wie Varun von Laumière Gourmet Fruits sagt: Ein MVP zu veröffentlichen, ermöglicht es dir, „schnell Feedback zu bekommen und weiter zu iterieren, bis dein Produkt besser wird.“
Beginne heute mit der Prototyp-Erstellung
Prototyping benötigt Zeit, aber die Investition zahlt sich aus – du baust ein stärkeres, marktreiferes Produkt.
Wenn du mit externen Prototyp-Ersteller:innen arbeitest, schütze deine Idee rechtlich, indem du zuerst dein geistiges Eigentum sicherst.
Höre nicht auf, sobald du den ersten Prototyp erstellt hast. Sammle Feedback von deiner Zielgruppe und validiere deine Produktidee, bevor du in die Massenproduktion investierst. Starte dieses MVP über deinen Onlineshop, um Verkäufe zu erzielen und zu lernen, was funktioniert.
FAQ dazu, wie du Prototypen anfertigst
Wie viel kostet es, einen Prototyp erstellen zu lassen?
Prototyp-Kosten sind oft höher als bei der Vollproduktion, da du nicht von Mengenrabatten profitierst. Die günstigste Option ist, Prototypen selbst mit einfachen Materialien zu bauen.
Wer kann dir bei der Prototyp-Erstellung helfen?
- 3D-Druckunternehmen
- Visuelle Prototyping-Software
- Spezialisierte Prototyping-Unternehmen
- Produktingenieur:innen
- Patentanwält:innen
Wie kannst du einen Prototyp deiner Idee erstellen lassen?
- Skizziere dein erstes Design auf Papier.
- Verwende digitale Prototyping-Tools.
- Probiere 3D-Druck aus.
- Arbeite mit einem professionellen Prototyping-Unternehmen.
- Entwirf ein minimal funktionsfähiges Produkt.
Was ist der Zweck eines Prototyps?
Ein Prototyp hilft dir, früh im Produktentwicklungsprozess zu testen, zu iterieren und zu validieren. Sein Zweck ist es, Probleme zu beseitigen, die du bei der Vollproduktion haben könntest, was langfristig Zeit und Geld spart.





